Dienstag, 14. Februar 2012

UPDATE (2) - "Ultimate Money": Marvel verklagt den GHOST RIDER Co-Creator Gary Friedrich + "Rechtsberatung" für Comic- Künstler + Marvel - Reaktionen



Gary Friedrich, Lesern, Sammlern und Fans bekannt als Autor bzw. Creator klassischer "Silver Age"- MARVEL Comics wie "Sgt. Fury", "The Monster Of Frankenstein" und "Ghost Rider" (beide Versionen der Figur: die "Easy Rider"-Motorrad-Variante, wie auch des Western-Helden), verklagte vor einigen Jahren seinen ehemaligen Brötchengeber Marvel im Zuge des Kino-Starts des ersten GHOST RIDER Kino-Films.

Ihm ging es darum, als Schöpfer der Figur anerkannt zu werden, und dementsprechend natürlich an Marvels Gewinnen durch Comic Book Verkäufe, Merchandising u.a. zum GHOST RIDER beteiligt zu werden.

Am 4. April 2007 reichte Friedrich Klage vor dem United States District Court - Southern District of Illinois ein, gegen Marvel Enterprises, Sony Pictures, Columbia TriStar Motion Pictures, Relativity Media, Crystal Sky Pictures, Michael DeLuca Productions, den Spielzeughersteller Hasbro sowie Take-Two Interactive; Begründung (zitiert aus der Klageschrift): "the copyrights to the Ghost Rider character have been exploited and utilized in a "joint venture and conspiracy".

Nach einigem gerichtlichen hin und her (die Prozesse zogen sich über Jahre hin) urteilte die U.S. District Richterin Katherine Forrest schließlich am 28. December 2011, das Marvel Entertainment alleiniger Rechte- & Copyright-Inhaber am "Ghost Rider" ist, denn Friedrich trat seine Rechte an der Figur in den 70er Jahren ab, als er Marvels Gehalts-Schecks einlöste!

(Erläuterung: Es war damals bei Marvel gängige Praxis, das Gehälter der Autoren, Zeichner etc. stets nur per Scheck gezahlt wurden; um diese einzulösen, mußte der Empfänger diesen unterschreiben... Marvel hatte aber grundsätzlich jeden Scheck -per Stempel-Aufdruck- mit dem Zusatz-Text versehen, das man mit seiner Unterschrift nicht nur den Empfang des Geldes quittierte sondern gleichzeitig seine kompletten Rechte an Script, Artwork etc. an Marvel übergab).

Einen Zeitungs-Artikel zum GHOST RIDER Gerichts-Urteil findet ihr beispielsweise HIER!)

...das allein wäre für den inzwischen 68jährigen Friedrich schon frustrierend genug, aber der Disney/Marvel -Konzern konterte jetzt mit einer -aus Sicht vieler Comic-Fans und- Künstler- sehr bösen Gegenklage:

Der Konzern fordert von Friedrich (der, wenn man diversen Medienberichten Glauben schenken darf, inzwischen verarmt mit seiner Frau in einem Haus lebt, das er möglicherweise jetzt verlieren wird) die Zahlung von $ 17.000 für die "unerlaubte Verwendung" einer Figur ("Ghost Rider"), welche nicht ihm sondern Marvel gehört.

Hintergrund ist hier, das Friedrich sich seit mehreren Jahren ein Zubrot verdiente, in dem er auf US- Comic Book Börsen auftrat um dort -gegen Bezahlung- von ihm persönlich signierte Sketche und Prints des von ihm gestalteten Helden an die Sammler zu bringen.

Marvel hat ihm dieses nun gerichtlich verbieten lassen UND fordert zusätzlich noch eine (aus Sicht des Künstler) Riesensumme Geldes (die für den Disney/Marvel-Konzern nur "Ackermann'sche Peanuts" sein dürften), die - lt. seiner eigener Aussage - für ihn und seine Frau "Existenzbedrohend" ist.

Marvel widerum sieht sich derzeit mit dem Vorwurf konfrontiert, das nicht alles was vom "Gesetz" her "Recht" sein mag auch moralisch okay ist (willkommen im Schloß Bellevue).


HIER der Kommentar (in Comic-Strip-Form!) von Zeichner Ty Templeton zu den Rechtsstreitigkeiten zwischen Marvel und Friedrich.

den kompletten Strip gibt's auf Comics Alliance (s.o.)

Sorge bereitet diese "Gegen-Klage" Marvels inzwischen auch anderen Künstlern und Zeichnern die sich bisher mit derartigen "Wunsch"-Sketchen auf US- Comic Book- Conventions etwas dazuverdienten, denn Marvel hat hiermit quasi einen gefährlichen Präzedenzfall geschaffen:

Jederzeit könnte Marvel (oder gegebenenfalls ein anderer Verlag) Zeichner vor den Kadi schleifen, nur weil sie eigenes Artwork eines Characters verkaufen, den sie sonst regulär für die Heftchen des Verlags anfertigen.


"Bleeding Cool" beleuchtet diesen Aspekt der Klage HIER!
"The Day That Marvel Put A Bullet In The Head Of Artists Alley"

HIER die Berichterstattung der Retailers- website "icv2"

Das es sowohl zur Klage wie auch zur Gegen-Klage durchaus konträre Ansichten geben kann, liest man gut in diesem Beitrag eines US-Retailers für "icv2", HIER!

Autor Steve Niles ("30 Days Of Night", "Criminal Macabre") ruft auf seiner Website zu Spenden und Benefiz-Auktionen zugunsten Friedrichs auf; HIER!

Ein exklusiver Gast-Beitrag für "Bleeding Cool" von Zeichner- Legende Neal Adams HIER! Ein Aufruf Adams' zu Solidarität mit Gary Friedrich.

(Historischer Hintergrund: Adams war bereits Mitte der 70er Jahre Wortführer einer Gruppe von Autoren und Künstlern, die sich im Zuge der damals anstehenden "Superman"- Verfilmung dafür einsetzte, das den beiden Erfindern der Figur -Siegel & Shuster- fortan eine Monats-Rente, Krankenversicherung etc. durch Warner Bros. gezahlt wurde. Superman- Verleger DC war zuvor -1969- vom gleichen Groß-Konzern aufgekauft, dem bereit Warner gehörte...)

Abb. c) 2012 Marvel/Disney

UPDATE (15.02.'12):

"Bleeding Cool" verbreitet jetzt Einschätzungen und gut gemeinte Ratschläge von juristischen Experten, mit dem expliziten Hinweis bzw. der Warnung, das Kreative, die für Marvel arbeiten / gearbeitet haben, sich sicherheitshalber danach richten sollten (um nicht auch vom "House Of Ideas" verklagt zu werden!)...

Von Conventions, Sketchbooks und Disney/Marvel-Anwälten:

SPREAD THE WORD. SPREAD THIS LINK!

And QUIT doing, creating, selling ANY sketches or sketchbooks or prints featuring Marvel/Disney characters, IMMEDIATELY. And let fans know WHY you are no longer doing them, and/or CANNOT do them ever again.



UPDATE (2), 16.02.'12:

"The Beat" hat jetzt Reaktionen von MARVELs Joe Quesada & Dan Buckley zu der Angelegenheit, die dem Verlag derzeit viel negative Presse beschert. Außerdem: reichlich Kommentare von Fans, aber auch Pros (wie etwa Jimmy Palmiotti oder Kurt Busiek)! lesen.