Dienstag, 4. Juni 2013

das neue U-Comix


U-Comix 183 ist eingetroffen und damit die Fortsetzung einer Magazinlegende aus den 80ern.




Das neue U-Comix ist dürchgängig farbig, kommt im Heftformat daher und bis auf Gilbert Shelton ist kein alter Bekannter im Heft - dann kann das Gemecker ja losgehen...
Und es ist losgegangen!
Bei der vorschnellen Aburteilung der zweiten neuen U-Comix-Nummer ( die erste gabs gratis am Gratis-Comic-Tag) muss man sich unbedingt vergegenwärtigen, dass der Inhalt der früheren Ausgaben qualitativ grosse Unterschiede aufwies und nicht jedem jedes Heft gefiel, was einem im rosa gefärbten Rückspiegel nicht mehr so auffällt… Dominierte mal Sheltons Kifferhumor, schwangen bald Gotlib oder Edika das Szepter und mit ihnen tobte blanker Nonsens durchs Heft. Oder erinnern wir uns an die Horrorgeschichten von Foerster… Weiss jemand, was der tolle Gerd Bauer heuer so treibt?
Schon beim Durchblättern des neuen Heftes fällt die Geschlossenheit des Erscheinungsbildes auf, die Appetit auf den Inhalt macht. Dieser hat sich leicht vom Horror in Richtung Funny verschoben, was meinen Geschmack trifft. Besonders gut hat mir die alberne Geschichte von René Lehner gefallen, der für mich die würdige Nachfolge eines Edika darstellt. Graphisch wie immer ganz weit vorne mit dabei: Bela Sobottke, der mit souverän platzierter Schmuckfarbe und zeichnerischer Eleganz brilliert, die zwischen Frank Miller und S. Clay Wilson changiert. …und dann ist der Kerl auch noch witzig! An Gilbert Shelton, der bereits in der Nummer 182 mit dabei war und sich sympathischer Weise aufgedrägt hatte, kann man sehen, wie die Zeit vergangen ist. Seine Geschichten, die mich neben Gerd Seyfried als Jugendlicher selbst zum Griffel haben greifen lassen, sind mit ihrer Kifferparanoia nicht mehr zeitgemäss und müssen bei jungen Lesern, die mit ihrem Dorfpolizisten gemeinsam einen durchziehen, Stirnrunzeln verursachen!  Wie richtig ist da die Entscheidung des Verlegers, sich auf neue Zeichner zu verlassen. Deshalb hausen jetzt Zombies und allerlei anderes Untotes im U-Comix.
Anfang der 80er Jahre wollte kein anderer Verleger diese gewagten Geschichten drucken! Heutzutage sind Drogen, radikale Politik oder Sex verschiedenster Ausrichtung längst vom Mainstreamkatalog der grossen Verlage absorbiert, solange man damit Geld machen kann. Was mal Underground war, existiert nicht mehr.

Ist deshalb ein Heft wie U-Comix überflüssig?
Ich sage: Nein!
Was, wenn der Graben wie in der Musik zwischen U ( =Unterhaltung) und E ( =Graphic Novel) verläuft? Und in U-Comix jene Kräfte wirken, die ihr Augenmerk auf jene Sorte Spass legen, die einer kommenden Generation von Zeichnern jenen Schwung und Mut auf den Weg geben, die für die Wiedergeburt dieses U-Comix' Pate standen?
Dann werden wieder Leser von heute Zeichner von morgen sein!
So soll das sein!
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Update (3): "DCs NEW 52": September ist "Villain Month" * Schurken übernehmen die DC Heft-Reihen * alles mit "3-D"- Covers * "Batman Dark Knight" wöchentlich!




Seit 2011 ist der September stets der "big month" für DC Comics:
Im September (2011) wurde das DC Universe "neu-gestartet" ("The New 52"), im vergangenen September erhielten alle regulären DC Serien eine Zero Issue ( # 0) und in diesem September übernehmen die Super-Schurken des DCU die Heft-Serien der Helden!

Die Co-Publishers von DC Entertainment, Dan DiDio und Jim Lee diskutierten kürzlich mit der Entertainment -website buzzfeed den kommenden Spät-Sommer-"Event" und erklären dabei auch in welchem Verhältnis der "Villain Month" zu den Ereignissen in den drei "Justice League" -Serien ("TRINITY WAR") stehen wird.

Zu den Details gehört auch, das die Covers aller Heft-Titel im September in einem speziellen neuen Druckverfahren hergestellt werden, mit dem ein "3-D"-Effekt (ohne das man hierfür eine 3-D-Brille nutzen muß) simuliert wird; alle Hefte erhalten daher Karton-Cover!


"Batman: Dark Knight" wird im September wöchentlich erscheinen (## 23.1 bis 23.4); jedes der Cover zeigt Batman besiegt und in Ketten gelegt durch einen seiner Gegner...

...und mindestens einer der (bekannten) Charactere soll "dauerhaft dramatisch verändert" werden... (naja, wie in jeden dieser DC- & Marvel- Events...)

Hier ein kurzer Interview-Auszug:

Jim Lee: 

Forever Evil is going to be a seven issue limited series. Trinity War is a crossover that happens within the Justice League family of books

Dan Didio:
We have three different Justice League teams and Trinity War sets each one of those teams against each other. There’s Justice League, written by Geoff Johns and drawn by Ivan Reis, Justice League of America, written by Geoff Johns and drawn by Doug Mahnke, and then we have Justice League Dark, which is co-written by Jeff Lemire with Ray Fawkes, art by Mikel Janin. 

buzzfeed:
3-D - animated gif - Simulations via DC c) 2013
Will Villain Month have any major repercussions? Is there a chance that some of the heroes won’t make it through September?

Dan Didio: 
They might make it through September, but I can’t guarantee they’ll make it through the entire series. That includes what might be one of the most talked about events for DC Comics this year. One of our major recognizable characters will be affected in a very dramatic way. 

 Jim Lee:
If you’re going to do an event that impacts the entire universe, there have to be consequences or repercussions, and this one is going to be meaningful. It all comes out of the great story starting in September.

Lest das komplette ausführliche Interview 
mit Dan Didio und Geoff Johns auf 
buzzfeed.com!

UPDATE (3): 


FOREVER EVIL # 1

 UPDATE (1):

Neben der 7-teiligen "Forever Evil" limited series, die sich mit den Nachwehen des "Trinity War" beschäftigen wird, kündigte DC (via USA TODAY) weitere mini-Serien an.

Während in der Hauptserie "Forever Evil" (von Geoff Johns & David Finch) gezeigt wird, wie die Super-Schurken die Macht auf der Erde ergreifen (nachdem die drei Justice Leagues offensichtlich nach dem "Trinity War" nicht mehr im Einsatz sind!) widmen sich die weiteren Minis anderen Aspekten der Storyline.

Matt Kindt wird, während "Forever Evil" läuft, die "JLoA" für fünf Ausgaben übernehmen, die -wie manch anderer DCU-Titel auch- Crossover zu "FE" haben werden. Diese drei zusätzlichen Mini-Serien werden aus jeweils 5 Ausgaben bestehen:
"Forever Evil: Rogues" von Autor Brian Buccellato und Zeichner Patrick Zircher, mit Fokus auf die "Flash"-Schurken.
"Forever Evil: Arkham War" von Pete Tomasi & Scot Eaton
"Forever Evil: ARGUS" von Autor Kindt (Zeichner noch unbekannt).

UPDATE (2): 

Diese Abb. sind ohne "3-D"-Effekt; die veröffentlichten Hefte haben aber 3-D- Cover-Images: die Titelbilder von BATMAN: DARK KNIGHT ## 23.1 bis 23.4

 

emails von JULES… heute: "Hilda und der Mitternachtsriese"

Es ist eine völlig legitime Annahme, dass echter Horror wie auch sein kleiner Bruder die Gruselgeschichte - nicht ohne anständiges Kopfkino auskommt. Und da anständiges Kopfkino eine anständige Grundnahrung an Ideen, Bildern, Geräuschen braucht - können sich kleine Kinder nicht anständig gruseln. Oder?

Bei einem Erwachsenen reicht ein Schatten unter Wasser oder die bekannte Filmmusik um an "Jaws" zu denken und den ganzen Film abzuspulen. Kleine Kinder beeindruckt sowas wenig. Die sind dann eher gelangweilt. Dachte ich zumindest. Bis zu dem Tag an dem ich das Vergnügen hatte einer Tischunterhaltung im Kindergarten zuzuhören.

Ich war zu früh, wollte meine Tochter nicht aus der Vesperrunde rausreißen und entschloss mich daher mich am Rand dazuzusetzen und ein wenig zu dösen. Genauer gesagt waren es drei verschiedene Tische mit jeweils einem eigenen Gesprächsthema, das offensichtlich nicht von einer Erzieherin vorgegeben war. Die Erzieherinnen bereiteten gerade etwas im Nachbarraum vor.

Tisch 1 hatte als Thema, was für ein böser Mann Saddam Hussein ist. Wir reden hier über das Jahr 2007. Und von etwa zwei- bis fünfjährigen Kindern. Etwas später stellte sich heraus, dass die eine Mama Fernseh-Redakteurin war und ihre Tochter so nebenbei hervorragend informiert über die üblen Seiten der Politik. Die sehr üblen Seiten der Politik. Hallo? Müssen Kinder in dem Alter sowas wissen?

Tisch 2 hatte nach etwas reinhören auch ein spannendes Thema: "Wann genau stirbt man eigentlich, wenn man aus einem Hochhaus springt?" Gleiche Altersklasse. Und ich weiß wirklich nicht, wie die auf DAS Thema gekommen sind. Aber ich weiß sehr gut, wie erleichtert ich war, dass mich meine Tochter NICHT fragte: "Mama, wann genau…? Hmm?"
Was hätte ich denn antworten sollen?
"Ja Schatz, dann hat man noch ganz viel Zeit, also bis man unten ist, also man kann dann noch … nachdenken … über …" Aaaargh. "Nein Schatz. Man wird direkt ohnmächtig und merkt gar nichts mehr. Magst du noch ein Eis?"

Tisch 3, an dem meine Tochter saß. Also Tisch 3 hatte ein schönes Thema: Schmetterlinge sind toll! Ich war so erleichtert und die Vesper dann auch vorbei.

Vielleicht unterhielt sich meine Tochter vorher/nachher auch über übles Zeug. Ich weiß es nicht. Aber ich wußte danach, dass man kleine Kinder nicht unterschätzen sollte.

Kommen wir zum Punkt:
Luke Pearson
Hilda und der Mitternachtsriese

Hardcover | 44 Seiten | DIN A4
Reprodukt
ISBN 9783943143577
18 Euro

Das Buch "Hilda und der Mitternachtsriese" spielt sehr schön mit den Auslösern zum Kopfkino. Es beginnt mit einer Kleinfamilie, die anscheinend komplett isoliert in einem kleinen Haus in den Bergen lebt und von Steinwerfern attackiert wird. [Hand hoch, wer jetzt an einen Klassiker denkt, der Sorte "Unschuldige Familie in einsamen Haus wird von bösen einheimischen Hinterwäldlern belauert"]

Ist aber nicht so. Sind zwar böse einheimische Hinterwäldler. Aber nur sehr kleine. Die diese Kleinfamilie als Eindringlinge sehen und um ihr Recht dort zu leben kämpfen. [Hand hoch, wer an das typische Motiv denkt "ignorante Amerikaner bauen Einfamilienhaus auf altem Indianer-Friedhof/Heiligtum"]

Ist aber nicht so. Kleinfamilie verschanzt sich zwar im verdunkelten Wohnzimmer während die Steine fliegen. Aber es sind wirklich nur kleine Steinchen, von sehr kleinen Angreifern.
Dann kommt der Riese.
Riesiger, amorpher, schwarzer Schatten.
[Hand hoch, wer als Kind Alpträume von schwarzen Schatten mit rot glühenden Augen hatte. Also alle bitte jetzt, ja?]

Ist aber nicht so.

Ist aber vor allem nicht so, da die Heldin ein kleines Mädchen ist, das sich nicht fürchtet, sondern sauer ist. Und kämpft. Wobei "kämpft" es nicht wirklich trifft. Sie tut eben einfach nur das Naheliegende. Und das Naheliegende ist am nächsten Morgen mit den kleinen Angreifern zu kommunizieren und sich wortwörtlich die Augen öffnen zu lassen.

Wobei man mit offenen Augen dann eben nicht nur erkennt, dass diese Kleinfamilie in aller Unschuld die Behausungen der Elflinge platt trampelt. [Also, da facto ist die Kleinfamilie das Problem. Hand hoch, wer jetzt an einen beliebigen Horrorfilm denkt, basierend auf dem Thema "Umweltzerstörung rächt sich ganz böse und nachhaltig".]

Sondern auch, dass diese Elflinge in einer 1A-Behörden-Politiker-Struktur reden, denken, handeln. (Was für Erwachsene einen durchaus amüsanten Wiedererkennungswert hat. Für Kinder vielleicht auch? Weiss man's? War Saddam Hussein Tischgespräch?)
[Aber ab da endet, die Erwartungskette im Kopfkino. So ziemlich. Hand runter!]

Die mutige, kleine Heldin löst dann so nach und nach die Probleme der Elflinge, des Riesens (nicht inhaltlich miteinander verbunden)
- und sogar ihrer Mutter.
Bis zum Finale.
Einem Happy-End.
Zumindest für 2/3 der beteiligten Gruppen.
Ein sehr schönes Happy-End.

Und der traurige Rest? Hat auch in der Episode ein "End", das aber zugleich ein Neubeginn ist. Was ja nicht das schlechtes Ende ist.

Also ein für Kinder sehr empfehlenswertes Buch mit Wortwitz, guten Zeichnungen und einer Geschichte, die Leser jeder Altersstufe auf jeweils IHREM Level von Kopfkino abholt.

euer JULES

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Luke Pearson Signierstunde
Donnerstag 6. Juni * 17 Uhr
Torstrasse 75 * Berlin-Mitte

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